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Abfallwirtschaft, Recycling und Mülltrennung in Italien

Mülltrennung Italien

Inhaltsverzeichnis

Mit malerischen Stränden, angenehmen Temperaturen und vielseitigen Sehenswürdigkeiten ist Italien ein sehr beliebtes Reiseziel der Deutschen. Doch leider gibt es in Italien seit vielen Jahren Probleme mit der Müllentsorgung. Auch das Recycling von Haushaltsabfällen hat sich noch nicht im ganzen Land etabliert.
Wir gehen auf die Hintergründe des italienischen Müllproblems ein und geben Tipps, wie man in Italien richtig recycelt.

Italien: Traumstrände, malerische Städte – und Müllberge?

Jedes Jahr zieht es über drei Millionen deutsche Touristen in unser stiefelförmiges Nachbarland. Italien steht für romantische Altstädte mit den typischen engen Gassen, traumhafte Sandstrände und singende Zikaden, die mit ihrem Konzert das Spektakel der blutrot untergehenden Sonne begleiten.

Was so gar nicht ins Bild des beliebten Urlaubslandes passen will, sind herumliegende Müllsäcke. Doch leider gehören überquellende Mülltonnen, meterhohe Abfallberge und durch Unrat blockierte Bürgersteige mittlerweile zum Stadtbild bekannter Metropolen wie Palermo, Neapel oder Rom.

In der Ewigen Stadt muss man sich außerhalb des historischen Stadtkerns „Centro Storico“ im Slalom um die zahlreichen Müllsäcke herum bewegen, die auf dem Bürgersteig abgestellt wurden.

Das Problem: Die Drei-Millionen-Einwohner-Metropole Rom hat keine eigene Müllverbrennungsanlage. Und das obwohl die Römer und Römerinnen jeden Tag etwa 4700 Tonnen Hausmüll produzieren.

Daher muss der anfallende Hausmüll in andere Regionen Italiens oder ins Ausland exponiert werden. Das kostet die Stadt Rom jedes Jahr mehr als 150 Millionen Euro. Für dieses Geld hätte man schon drei moderne Verbrennungsanlagen bauen können. Dies ist allerdings am Widerstand der Bürger gescheitert.

Ein echtes Problem: Fehlende Müllverbrennungsanlagen in Italien

Der Grund für die fehlenden Müllverbrennungsanlagen ist die irrationale Angst der Italiener vor schädlichen Emissionen. Da hilft auch die Argumentation nichts, dass moderne Verbrennungsanlagen viel weniger Schadstoffe freisetzen, als eine vielbefahrene Straße.

Insgesamt können die Italiener nur etwa 18 Prozent des nicht recycelten Hausmülls in Verbrennungsanlagen im eigenen Land verwerten. Der Rest muss für die Verwertung außer Landes gebracht werden.

Doch kaum jemand möchte den italienischen Restmüll haben und die Deponien in Italien erreichen schon bald ihre Kapazitätsgrenze. Immer öfter bleibt der Müll in den Straßen liegen, weil wieder eine Deponie wegen Überfüllung schließen muss.
Um das Müllproblem zu lösen, unternimmt die italienische Politik seit Jahren große Anstrengungen, um das Recycling voranzutreiben.

Ist Recycling eine Lösung?

Insgesamt werden in Italien rund 70 Prozent des Abfalls recycelt. Laut einer Untersuchung der „Sustainable Development Foundation“ ist Italien mittlerweile sogar Europameister im Recycling. Im Jahr 2020 wurden 969 Kilogramm Abfall pro Einwohner recycelt. Damit haben die Italiener sogar Deutschland überholt. Bei uns wurden 921 Kilogramm Abfall pro Einwohner wiederverwertet.

Die Recyclingzahlen klingen zwar toll, aber leider kommen sie hauptsächlich durch die Wiederverwertung der jährlich anfallenden 154 Millionen Tonnen Industrieabfälle zustande.

Die Recyclingrate der etwa 30 Millionen Tonnen Müll der italienischen Privathaushalte liegt nur bei etwa 45 Prozent. Der nicht recyclebare Restmüll wird auf Deponien gelagert, was zum oben ausgeführten Müllproblem führt.

Trotz zahlreicher Bemühungen der Politik hat sich der wiederverwertbare Anteil des Hausmülls in den letzten Jahren in Italien nicht wesentlich erhöht.

Um die italienische Müll-Zeitbombe zu entschärfen, müssten daher dringend mehr moderne Verbrennungsanlagen gebaut werden.

Mülltrennung in Italien

In Italien wurde bereits an vielen Orten die Mülltrennung „raccolta differenziata“ eingeführt. Doch leider wird sie nicht überall im Land gut umgesetzt. Die Italiener im Norden des Landes trennen bis zu 65 Prozent ihres Hausmülls.

Wenn Sie in einem Hotel oder einer 2-Zimmer Ferienwohnung in Südtirol Urlaub machen werden Sie ebenfalls einer vorbildlichen Mülltrennung begegnen.

Auch in Milano sehen Sie kaum Müll auf den Straßen. Seit vielen Jahren wird dort schon der Abfall sortiert.

Weniger mustergültig verhalten sich die Bewohner in den südlichen Regionen des Landes und in Sizilien.
In Sizilien liegt die Recyclingquote bei nur 5,6 Prozent. Während in anderen Teilen Italiens der Müll fleißig sortiert wird, weigern sich viele Bewohner Siziliens hartnäckig, ihren Müll zu trennen.

Da die örtliche Müllabfuhr den nicht sortierten Abfall einfach stehen lässt, karren die Sizilianer ihren Unrat irgendwo in die Landschaft. Daher gibt es in Sizilien ein großes Problem mit wilden Deponien. Selbst auf dem Vulkan Ätna in 2.200 Metern Höhe finden sich Müllsäcke.

Doch die Mentalität der Sizilianer ändert sich allmählich. Denn auch in Italien sind vielen jungen Leuten Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Umwelt wichtig. Dadurch setzt sich das Recycling immer mehr durch.

Wie wird der Müll in Italien sortiert?

Die Mülltrennung in Italien funktioniert ähnlich wie in Deutschland. Man sortiert den Abfall nach Art und Material.
Für die Müllsortierung stehen in einigen Regionen verschiedene Mülltonnen bereit, wie man das auch von Deutschland kennt. Oft werden die Mülltonnen mit einer Chipkarte geöffnet, die Sie im Hotel oder vom Besitzer der Ferienwohnung erhalten.

In ländlichen Regionen wird der Müll noch direkt an der Haustüre „porta a porta“ abgeholt. In einem Müllkalender ist eingetragen, wann welcher Müll eingesammelt wird. Sie sollten den Müll allerdings erst kurz vor dem Abholtermin nach draußen stellen, da sonst Ratten und Streuner angelockt werden. In manchen Städten, wie Venedig, droht sogar ein Bußgeld von über 100 Euro, wenn man den Müll über Nacht draußen stehen lässt.

Man kann den Müll einfach in den Plastiktüten vom Supermarkt entsorgen. Da diese biologisch abbaubar sind, kann in ihnen auch Biomüll (Umido) entsorgt werden.

Im Folgenden finden Sie eine Liste, wie der Abfall richtig getrennt wird:

  1. Plastica = PlastikmüllDa es in Italien kein Pfandsystem gibt, gehören alle Plastikflaschen in diese Kategorie. Auch andere Plastikverpackungen wie Shampooflaschen oder Joghurtbecher und Plastiktüten sind „Plastica“.
  2. Carta / Cartone = Papier und KartonHier kommen Zeitschriften, Bücher, Pappe und anderes Altpapier hinein. Da es in Italien keinen gelben Sack gibt, werden auch Tetra-Packs wie Milchtüten und Saftverpackungen hier entsorgt.
  3. Vetro = GlasEgal ob Buntglas oder Klarglas: Beides landet in dieser Tonne. Die Deckel oder Korken sollten vorher allerdings entfernt werden.
  4. Lattine oder Metallica = Aluminium/BlechIn die Tonne mit der Aufschrift „Lattine“ gehören Dosen, Aluminiumdeckel und ähnliche Verpackungen.
  5. Umido/Organico und Secco/Indifferenziata

In Italien unterscheidet man zwischen trockenem Restmüll (Secco) und feuchtem Restmüll (Umido).

Secco: Unter trockenem Restmüll versteht man Scherben, Glühbirnen, Wattestäbchen oder Babywindeln. Meistens kommt auch alles in diese Tonne, was nicht in eine der anderen Tonnen gehört. Also der normale Restmüll.

Umido: Der nasse Restmüll ist ungefähr mit unserem Biomüll vergleichbar. Hier sind also vor allem organische Abfälle wie Eierschalen, Kaffeesatz oder Obst- und Gemüsereste gemeint. Auch Zigaretten werden in dieser Tonne entsorgt.